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Amalgam – schädlich oder nicht? – Experteninterview

Ab dem 25. Juni 2022 sollen weltweit keine Amalgamfüllungen mehr bei Kindern, Schwangeren und stillenden Frauen verwendet werden. In der EU ist Amalgam für diesen Personenkreis bereits seit 2018 verboten und alle Mitgliedstaaten planen derzeit den kompletten Ausstieg. Der Grund: Eine Vorsichtsmassnahme, um bei Heranwachsenden, deren Gehirn noch in der Entwicklung ist, keinerlei Risiko einzugehen.

Doch wie gefährlich ist Amalgam wirklich? Sollte man seine Amalgamfüllungen entfernen lassen?

In unserem kostenlosen Live-Webinar spricht Gesundheitsexpertin Eszter Jopp mit dem erfahrenen Zahnmediziner Dr. Levente Losonczy aus Budapest darüber, für wen eine Amalgamentfernung sinnvoll ist und welche Alternativen es gibt.

 

In dem Experteninterview wurden folgende Fragen von Dr. Levente Losonczy beantwortet:

Was ist Amalgam?

Zahnärztliches Amalgam besteht aus zu 50 Prozent aus Quecksilber, die andere Hälfte ist eine Schwermetallmischung. Davon sind 40 Prozent Silber, ungefähr 32 Prozent Zinn, 30 Prozent Kupfer, fünf Prozent Indium und zwei Prozent Zink. Obwohl Quecksilber zu den zehn giftigsten nicht radioaktiven Stoffen auf unserem Planeten zählt, ist nahezu jede dritte Zahnfüllung in Deutschland aus Amalgam. Jährlich werden immer noch 15 Tonnen Amalgam in der Zahnmedizin verarbeitet.

Erstaunlich ist: Solange sich Quecksilber in einem Behälter befindet, wird es als „Gift“ deklariert. Wenn ein Zahnarzt es dann als Amalgam für Zahnfüllungen verwendet, darf er dies bedenkenlos und ohne spezielle Erlaubnis tun. Wenn er diese dann wieder herausbohrt, so ist er gesetzlich verpflichtet, in seinen Zahnarztstuhl einen sogenannten Amalgamabscheider (ein spezielles Filtersystem) einzubauen und das Amalgam als Sondermüll zu entsorgen.

Seit wann wird Amalgam in der Zahnmedizin verwendet?

Amalgam wird seit dem Jahr 1820 in der Zahnmedizin als Füllungsmaterial verwendet. Die Zusammensetzung hat sich bis 1980 nicht verändert. Aber auch danach sind dieselben Schwermetalle die Grundbestandteile des Amalgams, lediglich in einer anderen Zusammensetzung. Bereits 1920 wiesen die deutschen Wissenschaftler Prof. Alfred Stock vom Kaiser-Wilhelm-Institut und Toxikologe Luis Lewin nach, dass Amalgam dem Menschen schaden kann. Sie stellten bei Patienten nach Amalgamlegung akute Symptome wie Schwindel, Gedächtnisschwäche, Kopfschmerzen, Mattheit, Entzündungen im Mund, Durchfall und Appetitlosigkeit fest. Leider konnten sich die Wissenschaftler trotz dieser Fakten nicht durchsetzen und die Amalgamindustrie feierte noch weitere 100 Jahre ihren Siegeszug.

Welche Vorteile hat Amalgam?

Amalgam ist vor allem wegen seiner Haltbarkeit und des günstigen Preises sehr beliebt. Ausserdem ist die Mischung leicht verformbar und passt sich so ideal in das Loch ein. Sobald das Amalgam aushärtet, ist die Füllung sehr widerstandsfähig und lange haltbar. Insbesondere dort, wo grosser Kau-Druck auftritt, liefert Amalgam perfekte Voraussetzungen, um das Zahnmaterial zu ersetzen.

Warum steht Amalgam in der Kritik?

Bei Amalgam-Füllungen haben viele Menschen Bedenken, da die Legierung aus Zinn, Silber, Kupfer, Zink und Quecksilber besteht. Das Schwermetall Quecksilber kann Nerven und die Niere schädigen. Zwar haben Forschende nachweisen können, dass die Quecksilberwerte im Urin oder Blut mit der Zahl der Amalgam-Füllungen steige, die Werte seien aber nicht gesundheitsschädlich, heisst es im Bericht der Stiftung Warentest.

Wie wirkt sich Amalgam auf die Gesundheit aus?

Neben den akuten Problemen sind es vor allem die Spätfolgen, also Langzeitprobleme, die Quecksilber und Schwermetalle verursachen können. Einige Symptome sind: chronische Müdigkeit, Antriebslosigkeit, Konzentrationsschwäche, Gedächtnisprobleme, Gelenkschwäche, Schilddrüsenprobleme, unerfüllter Kinderwunsch, Allergien, Autoimmunkrankheiten, Hautprobleme, Ausschläge, Depression, Magen-Darm-Probleme, Nervosität, Zittern, das sogenannte Restless-Legs-Syndrom (Bein-Zittern) und Parkinson, Taubheitsgefühl, Kopfschmerzen, Schwindel, Schlafstörungen, Metallgeschmack im Mund oder Kieferschmerzen.

Ist Amalgam schädlich für die Zähne?

Der Zahn ist ein lebendiges Organ. In der Mitte befinden sich Arterien, Venen und Nerven. Dadurch sind die Zähne mit der Blutbahn im Körper verbunden. Dies ist der Grund für Zahnschmerzen und Entzündungen. Wenn eine Amalgamfüllung gelegt wird, ist das Quecksilber bereits innerhalb von 24 Stunden im Zahnmark und damit in der Blutbahn nachweisbar. Ist Amalgam längere Zeit im Zahn, verfärbt es die Zähne und nach längerer Zeit sogar das Zahnfleisch.

Warum sollten Amalgamfüllungen entfernt werden?
Die Antwort ist leicht: weil Amalgam nicht gesund ist!

Es gibt eine einfache Formel:
Wenn man Amalgam im Mund lässt, hat man die Probleme langsam und ständig. Wenn man Amalgam falsch entfernt, bekommt man die Probleme auf einen Schlag. Also muss eine Lösung her: und das ist die professionelle Amalgamentfernung. Dabei kann das Risiko auf ein Minimum reduziert werden.

Ist der Amalgamaustausch gefährlich?

Erfolgt der Austausch professionell, dann ist das ein eindeutiges „Nein“. Wichtig ist, dass der Zahnarzt die gefährlichen und giftigen Stoffe so entfernt, dass der Patient, das Personal und die gesamte Praxis geschützt sind. Wenn der Zahnarzt das Amalgam jedoch ohne professionelle Massnahmen entfernt, also einfach ausbohrt, dann ist es gefährlich, da auf diese Art die gesamte Menge des Quecksilbers und der Schwermetalle geschluckt und eingeatmet wird.

Warum braucht man einen Spezialisten für Amalgamsanierung?
Aus zwei Gründen: Wissen auf der einen Seite und Ausstattung bzw. Equipment auf der anderen. Wenn man Amalgam einfach ausbohren lässt, leiden nicht nur die Patienten, sondern auch die Zahnärzte, das Personal, und auch alle anderen Menschen, die sich zu diesem Zeitpunkt in der Praxis befinden. Sie atmen nämlich die entstehenden Dämpfe ein.

Wir haben uns auf die Spezialbehandlung eingestellt und arbeiten mit dem strengsten Protokoll, das es auf dem Markt gibt. Dazu gehört, dass wir alles tun, um die Gefahr absolut zu minimieren. So verhindern wir durch spezielle Massnahmen, dass austretende Dämpfe entweichen können oder auch, dass der Patient Quecksilber schluckt.

Welche Alternativfüllungen gibt es? Und welche Füllung hält am längsten?

Bei den Füllungsalternativen beachten wir immer drei Dinge: die Funktion, die Verträglichkeit und die Ästhetik. Je nach Füllungsgrösse können diese variieren. Bei kleineren Löchern verwenden wir zahnfarbene Kompositfüllungen, die aus einem Spezialkunststoff sind und sofort gelegt werden. Bei grösseren Löchern Keramik-Inlays. Wenn viel eigene Zahnsubstanz fehlt, raten wir zu Onlays, Teilkronen oder Kronen. Wenn der Zahn komplett zerstört ist, zu Implantaten, im besten Fall Keramikimplantate, um so komplett auf Metall im Mund zu verzichten.

Wann ist es empfehlenswert, Amalgam zu erneuern?

Je früher, desto besser. Je länger Amalgam im Mund ist, desto mehr chronische Probleme kann es verursachen.

Wenn Sie noch Fragen zu dem Experteninterview oder Ihrer Zahnbehandlung in Ungarn haben, kontaktieren Sie uns bitte über das Kontaktformular.

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