Sie wünschen sich festsitzenden Zahnersatz? Implantate gelten allgemein als beste Versorgung für Zahnlücken und zahnlose Kiefer. Leider können sie nicht immer sofort gesetzt werden. Denn manchmal ist nicht genügend Knochenmasse vorhanden, um dem Implantat eine ausreichende Stabilität zu geben. Dann muss der Knochen zunächst aufgebaut werden. In unserem Live-Webinar erörtert Dr. Dr. med. dent. Adam I. Barrak, Chefarzt von Hillside Dental in Gödöllö/Sopron alle Fragen rund um das Thema Knochenaufbau.
In dem Experteninterview am 16. Februar wurden folgende Fragen beantwortet:
Was ist Knochenaufbau und welche Arten gibt es?
Knochenaufbau für Zahnimplantate bezeichnet einen chirurgischen Eingriff, bei dem ein Teil des Kieferknochens aufgebaut wird, um ein stabiles Fundament für ein Zahnimplantat zu schaffen. Dies wird gemacht, wenn die natürlichen Knochen, die für eine erfolgreiche Implantation benötigt werden, fehlen oder zu schwach sind. Dabei sind das Volumen des Kieferknochens und die Knochendichte entscheidend, ob Zahnimplantate eingesetzt werden können. Je mehr Kieferknochen vorhanden und je dichter dieser ist, umso grösser sind die Erfolgsaussichten für die Implantation. Ein Implantat sollte mindestens von einem Millimeter – besser zwei Millimetern – Knochensubstanz umgeben sein, um fest einheilen zu können.
In der Regel kommen zwei Arten von Knochenaufbau zum Einsatz:
- Autologer oder autogener Knochen – dieser körpereigene Knochen in Form von Knochenspänen wird aus dem Implantatbohrloch oder durch Abschabung aus der Umgebung gewonnen. Werden nur kleine Mengen benötigt, kann das Implantat meistens zeitgleich in einer Operation gesetzt werden oder bereits nach einer relativ kurzen Einheilzeit von wenigen Wochen.
Benötigt der Chirurg grössere Knochenteile, werden diese aus dem Unterkieferkamm oder dem Beckenknochen entnommen. Die Einheilzeit verlängert sich dann auf bis zu sechs Monate, bevor das Implantat gesetzt werden kann. - Knochenersatzmaterial – dieser nicht körpereigene Knochen wird oft ergänzend auf körpereigen gewonnenes Material aufgetragen oder auch ausschliesslich eingesetzt. Knochenersatzmaterial kann aus menschlichem Knochenmaterial, tierischem und pflanzlichem Gewebe gewonnen oder synthetisch hergestellt werden.
Eine besondere Technik beim Knochenaufbau im Oberkiefer ist der sogenannte Sinuslift. Er kommt dann zum Einsatz, wenn die Höhe des Kieferknochens im seitlichen Oberkiefer für das geplante Implantat zu gering ist. Beim Sinuslift wird die Schleimhaut zwischen Kieferknochen und der darüber liegenden Kieferhöhle angehoben und in den erzeugten Zwischenraum Knochenersatzmaterial oder körpereigenes Material eingefüllt.
Jeder Knochenaufbau wird individuell auf die Bedürfnisse des Patienten abgestimmt. Das Volumen und die Dichte des Kieferknochens werden vom Zahnarzt bei der Voruntersuchung genau bestimmt. Mit modernster Röntgentechnik bzw. digitaler Volumentomografie (DVT) wird der anatomische Status des Mundraums genau dokumentiert. Dabei werden Kiefer, Knochendichte, Verlauf der Wurzeln, Blutgefässe und Weichgewebe genau vermessen. Die gewonnenen digitalen Datensätze liefern die besten Voraussetzungen für die optimale 3D-Implantatplanung und die perfekte Zusammenarbeit mit dem Dentallabor.
Wann ist Knochenaufbau erforderlich?
Ein Knochenaufbau wird heutzutage immer seltener notwendig. Früher hielt man nur Implantate mit einer Länge von über 10 mm und mindestens 4 mm Durchmesser für sicher. Dementsprechend benötigte man auch viel Knochen. Mit den erfolgreichen kurzen Implantaten und auch dünneren Implantaten hat sich das geändert. Trotzdem ist manchmal zu wenig Knochen für Implantate vorhanden.
Knochenaufbau für Implantate wird erforderlich, wenn die Knochenmasse im Bereich des Kiefers abgenommen hat und es nicht mehr möglich ist, den Zahnersatz fest zu verankern. Dies kann aus verschiedenen Gründen geschehen, wie z. B. durch Zahnverlust, Parodontitis oder erblich bedingte Knochenschwäche. Ein Knochenaufbau soll den Kieferknochen wieder aufbauen, um eine sichere und stabile Verankerung des Zahnersatzes zu gewährleisten.
Denn: Immer, wenn Zähne verloren gehen, sei es durch einen Unfall oder eine Erkrankung, fehlt die normale mechanische Belastung des Kieferknochens. Wird die Zahnlücke dann nicht zeitnah versorgt, bilden sich Knochen und Zahnfleisch zurück. Der Kieferknochen kann von Erkrankungen betroffen sein, die einen Kieferdefekt oder Knochenschwund verursacht haben, sodass der Kieferkamm für ein Implantat zu schmal oder zu niedrig ist und einen Knochenaufbau erforderlich machen. Der Vorteil von Zahnimplantaten: Sie bewirken eine physiologische mechanische Beanspruchung des Kieferknochens, erhalten den Knochen in gleicher Weise wie die eigenen Zähne und verhindern so einen weiteren Abbau des Kieferknochens.
Wie läuft der Knochenaufbau ab?
Der Knochenaufbau für Implantate läuft in mehreren Schritten ab:
- Anamnese: Vor dem Eingriff findet eine gründliche Anamnese statt, bei der der Zahnarzt über den allgemeinen Gesundheitszustand, den Krankheitsverlauf und die Medikamenteneinnahme des Patienten informiert wird.
- Diagnostik: Der Zahnarzt untersucht den Kieferknochen und entscheidet, ob ein Knochenaufbau erforderlich ist oder nicht. Dazu werden Röntgenaufnahmen gemacht, um die Dicke und Stärke des Kieferknochens zu bestimmen.
- Knochenaufbau: Der Zahnarzt führt den Knochenaufbau durch, indem er den Kieferknochen aufbaut und verstärkt, bevor das Implantat eingesetzt wird.
- Implantat-Einsatz: Nach dem Knochenaufbau wird das Implantat eingesetzt. Je nach Schweregrad des Knochenaufbaus kann der Vorgang einige Wochen bis Monate dauern, bevor das Implantat gesetzt wird. Es ist wichtig, dass der Patient nach dem Eingriff genügend Zeit für die Heilung hat und auch die empfohlene Nachbehandlung einhält, um ein erfolgreiches Ergebnis zu erzielen.
Wie viel kostet Knochenaufbau?
Die Kosten für einen Knochenaufbau können sehr unterschiedlich ausfallen und werden durch folgende Faktoren beeinflusst:
- Die Menge des aufzubauenden Knochens
- Die Art der gewählten Methode
- Die Schwierigkeit aufgrund der Position, an der ein Knochenaufbau nötig ist
- Das verwendete Knochenersatzmaterial und entsprechende Fremdkosten
- Die Dauer der Behandlung
- Kosten für diagnostische Massnahmen, z. B. 3D-Aufnahmen des Kiefers
In der Regel ist mit Kosten von 140 bis 650 CHF zu rechnen. Für einen internen Sinuslift beispielsweise belaufen sich die Kosten auf rund 550 CHF. Die Knochenanlagerung variiert preislich stark mit den verwendeten Materialien.
Welche Risiken gibt es beim Knochenaufbau?
Generell ist ein Knochenaufbau mit nur wenigen Risiken verbunden. Er wird in aller Regel gut vertragen und ist von den Beschwerden her mit einer Zahnextraktion (Zahnentfernung) vergleichbar. Allerdings kann ein geringes Restrisiko für Komplikation nicht ausgeschlossen werden, sodass für einen Knochenaufbau die gleichen Risiken bestehen wie für jeden anderen medizinischen Eingriff.
Mögliche Komplikationen sind:
- Infektionen
- Entzündungen
- Wundheilungsstörungen
- Abstossen des Knochenersatzmaterials
Die Wahrscheinlichkeit, dass das Knochenersatzmaterial nicht richtig mit dem natürlichen Knochen verwachsen kann und wieder entnommen werden muss, ist allerdings sehr gering. Durch eine präventive Antibiotikagabe wird direkt nach dem Knochenaufbau diesen möglichen Restrisiken vorgebeugt.
Wenn Sie noch Fragen zu dem Experteninterview oder Ihrer Zahnbehandlung in Ungarn haben, kontaktieren Sie uns bitte über das Kontaktformular.
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