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Parodontitis – Wie gefährlich ist die Volkskrankheit? – Experteninterview

Jeder zweite Erwachsene hat Parodontitis, oftmals auch Parodontose genannt. Das ist eine Entzündung des Zahnhalteapparats, die unbehandelt zum Zahnverlust führen kann. Was viele nicht wissen: Die chronische Zahnbettentzündung ist auch ein Risikofaktor für Herzerkrankungen und Diabetes. Jetzt machen Sie sich bestimmt Sorgen, dass auch Sie von der Volkskrankheit betroffen sein könnten oder leiden Sie sogar bereits darunter?

In unserem kostenlosen Live-Webinar „Parodontitis – Wie gefährlich ist die Volkskrankheit?“ geben Ihnen Gesundheitsexpertin Eszter Jopp und Chefarzt Dr. med. dent. Zoltan Ovari von der Budapester Zahnklinik CosmoDent Tipps, wie Sie Parodontitis erkennen, gezielt vorbeugen und die Krankheit erfolgreich behandeln können.

In dem Experteninterview am 17. März wurden folgende Fragen von Dr. Ovari beantwortet:

Wie erkenne ich Parodontitis?

Typische Anzeichen von Parodontitis sind Zahnwanderung, Zahnbeweglichkeit und Mundgeruch. Bei Nichtrauchern kommt Zahnfleischbluten hinzu. Wenn Sie unter diesen Symptomen leiden, sollten Sie unbedingt schnell zum Zahnarzt gehen, denn bei Parodontitis ist Früherkennung enorm wichtig. Diesem Ziel dient der Parodontale Screening Index (PSI). Der PSI bietet einen orientierenden Überblick über das mögliche Vorliegen und die Schwere einer parodontalen Erkrankung sowie den möglichen Behandlungsbedarf. Er ermöglicht es, bereits frühe Formen von Zahnbetterkrankungen zu erfassen, was die erfolgreiche Behandlung erleichtert.

Mit einer Spezialsonde misst der Zahnarzt dazu die Tiefe der einzelnen Zahnfleischtaschen und die Blutungsneigung. Die Ergebnisse fasst er in einem Index zusammen, dem PSI (Parodontaler Screening-Index). Es gibt vier Stufen: Bei PSI 1 und 2 liegt die Taschentiefe unter 3,5 Millimeter, bei PSI kommen Zahnstein oder Beläge dazu, die gefährlich werden könnten. Bei einem PSI 3 besteht der Verdacht auf eine leichte bis mittelschwere Parodontitis. Die Taschentiefen liegen dann zwischen 3,5 und 5,5 Millimeter. PSI 4 bedeutet eine mittelschwere bis schwere Parodontitis mit Taschentiefen über 5,5 Millimeter.

Wie kommt es zu Parodontitis?

Ausgelöst wird Parodontitis durch Beläge (Plaque) in den Zahnzwischenräumen und auf den Zahnoberflächen. Die Plaque besteht aus einem Netzwerk von Bakterien, deren Stoffwechselprodukte die Entzündung auslösen, die letztlich zum Zahnverlust führt. Grundsätzlich gilt: ohne Plaque keine Parodontitis.

Ist Parodontitis ansteckend?

Ja, die Infektionskrankheit Parodontitis ist ansteckend. Die aggressiven Bakterien können beispielsweise bei Benutzung desselben Bestecks oder beim Küssen übertragen werden. Nicht jeder Mensch, der mit Parodontose-Bakterien belastet ist, leidet auch zwangsläufig unter der Zahnerkrankung.

Ist Parodontitis heilbar?

Kaum einer weiss, dass Parodontitis nicht heilbar ist – es handelt sich um eine chronische Entzündung. Wer einmal eine Parodontitis entwickelt hat, benötigt folglich lebenslange zahnärztliche Kontrolle und Betreuung. Die moderne Parodontitistherapie kann den Abbau des Zahnhalteapparats zwar nicht rückgängig machen – aber die Entzündung in den meisten Fällen verlangsamen oder gar stoppen.

Auch bei Zahnlosen existieren die Parodontitis auslösenden Bakterien weiter und können beispielsweise bei einer Implantatbehandlung diese „parodontitisähnlichen“ Symptome/Periimplantitis bei den Implantaten begünstigen.

Für eine nachhaltige Parodontalbehandlung ist eine gute Prophylaxe unverzichtbar. Dazu gehört die sorgfältige häusliche Mundhygiene und die Unterstützung der eigenen Zahnpflege durch eine regelmässige professionelle Zahnreinigung (PZR)

Was beeinflusst das individuelle Parodontitisrisiko?

Zur Ursachenbekämpfung bei Parodontitis gehört neben besserer Mundhygiene auch die Umstellung auf eine ausgewogene, antientzündliche Ernährung. Leiden Sie bereits unter Diabetes, ist auf eine gute Einstellung des Blutzuckers zu achten. Hier hilft die Orientierung am Logi-Prinzip: Kohlenhydrate sind deutlich zu reduzieren, insbesondere Zucker – auch versteckter Zucker in industriell hergestellten Lebensmitteln – und helles Mehl. Die richtige Ernährung beugt also Parodontitis vor und ist Voraussetzung dafür, dass eine Zahnbettentzündung dauerhaft ausheilen kann.

Ausserdem unterliegt das Risiko für Parodontitis verschiedenen Einflussfaktoren. Dazu zählen:

  • Unzureichende Mundhygiene
  • Rauchen
  • Diabetes mellitus
  • Psychosozialer Stress
  • Ungesundes Ernährungsverhalten (Übergewicht bzw. Fehl- und Mangelernährung)
  • Genetisch festgelegte (vererbte) Funktionsstörungen des Immunsystems
  • Hormonelle Veränderungen (Menstruationszyklus, Schwangerschaft, Wechseljahre, etc.)
  • Übergewicht
  • Bluthochdruck
  • Bestimmte Medikamente – bei der Parodontaltherapie wird der Patient darauf hingewiesen und gebeten nach Rücksprache mit dem Hausarzt, auf ein anderes Medikament umzusteigen.

Chronisch Erkrankte, wie Diabetes-, Herz- und Rheumapatienten oder auch Patienten mit Autoimmun- oder Krebserkrankung leiden aufgrund von möglichen Wechselwirkungen besonders an den Folgen einer Parodontitis.

Die Kenntnis über das individuelle Parodontitisrisiko ist vor allem auch hinsichtlich der Folgerisiken für die Allgemeingesundheit wichtig. Parodontale Erkrankungen können negative Auswirkungen auf Allgemeinerkrankungen wie Herz-Kreislauf-Erkrankungen (Herzinfarkt, Hirnschlag, Herzklappenentzündungen, Endokarditis), Lungenerkrankungen (Bronchitis), Rheuma (Polyarthritis) oder Typ-2-Diabetes haben. Selbst das Risiko, in der Schwangerschaft eine Frühgeburt zu erleiden, kann durch eine unbehandelte Parodontitis stark steigen.

Wie kann ich Parodontitis vorbeugen?

Parodontitis ist sehr gut erforscht. So können Sie vorbeugen:

  • Zahnzwischenräume reinigen: Machen Sie es sich zur Gewohnheit, die Zahnzwischenräume jeden Tag zu reinigen – am besten morgens oder abends. Verwenden Sie für jeden Zahnzwischenraum die passende Interdentalbürste. Vor allem bei grösseren Zahnzwischenräumen, aber auch bei Brücken oder Zahnspangen sind Interdentalbürstchen besser geeignet als Zahnseide. Die Prophylaxeassistentinnen unserer Partner können bei der Auswahl der geeigneten Bürsten und bei Fragen zur richtigen Anwendung helfen. Zwischen eng beieinander liegenden Zähnen ist Zahnseide dagegen eine gute Wahl.
  • Verwenden Sie Interdentalbürsten richtig: Schieben Sie die kleinen Bürstchen immer vollständig durch den Zahnzwischenraum. In jedem Zahnzwischenraum die Bürste fünfmal hin und her bewegen und immer wieder unter fliessendem Wasser reinigen. Zum Schluss nochmals gründlich ausspülen und zum Trocknen aufstellen. Interdentalbürsten müssen regelmässig gewechselt werden.
  • Geben Sie das Rauchen auf: Raucher haben ein sechsmal höheres Risiko, an Parodontitis zu erkranken, neben vielen anderen Risiken.
  • Zahnärzte empfehlen, die Zähne zweimal im Jahr professionell reinigen zu lassen. Die Kosten werden zwar nicht von den gesetzlichen Krankenkassen übernommen, aber die Zähne werden dabei gründlich von Zahnbelag befreit. Sinnvoll ist auch eine halbjährliche Kontrolluntersuchung beim Zahnarzt.

Wie wird Parodontitis erfolgreich behandelt?

Wichtig ist zunächst die Diagnose. Nur wenn die hartnäckige Plaque entfernt wird, hat das Zahnfleisch eine Chance zu heilen. Um die Volkskrankheit Parodontose zu bekämpfen, wird der Zahnbelag mechanisch durch die professionelle Zahnreinigung (PZR) entfernt. Hier beginnt die eigentliche Parodontaltherapie. Sehr oft ist die Initialbehandlung eine tiefe Kürettage unter Lokalanästhesie (Full Mouth Desinfection). Zahnfleischtaschen mit einer Tiefe von mehr als sieben Millimetern müssen chirurgisch gereinigt werden, da die Instrumente der Zahnpflege nicht alle betroffenen Stellen erreichen. Dabei wird das Zahnfleisch unter örtlicher Betäubung heruntergeklappt, um die tief liegenden Beläge und Ablagerungen zu entfernen. Anschliessend erhält der Patient einige Tage lang hoch dosierte Antibiotika, um die Entzündung zu bekämpfen. Nach der Behandlung zieht sich das Zahnfleisch zusammen und legt sich wieder an die Zähne an.

Gibt es Hausmittel gegen Parodontitis?

Weder Hausmittel wie Backpulver, Aloe Vera, Nelkenöl, Teebaumöl, Kurkuma, Salz, Salbei und Thymian, Kokosnussöl oder Tee noch Mundspülungen können Parodontitis stoppen. Wenn Sie vorsorgen möchten, sollten Sie auf eine ausgewogene Ernährung achten. Essen Sie kalziumreiche Lebensmittel wie beispielweise grünes Gemüse. Es stärkt Zähne und Zahnfleisch. Ausserdem sollten Sie Ihr Immunsystem mit den Vitaminen C und D sowie Spurenelementen stärken.

Welcher Zahnersatz ist bei Parodontitis zu empfehlen?

Das ist sehr individuell und wird auch von der Kooperationsfähigkeit sowie dem Alter des Patienten beeinflusst. Hier ist Teamwork zwischen Parodontologe/Prothetiker und Implantologe sehr hilfreich, so wie es in unseren Zahnkliniken in Ungarn möglich ist. Hier arbeiten verschiedene Fachärzte Hand in Hand zusammen. Man kann aber sagen, dass bei leichter bis mittelschwerer Parodontose Brücken und Zahnimplantate durchaus zu empfehlen sind. Bei einem von Parodontose geschädigten Gebiss mit nur wenig Knochenabbau stellen Implantate oft die beste Lösung dar. Die umliegenden Zähne müssen, anders als bei einer Brücke, nicht zur Befestigung der Brückenpfeiler angeschliffen werden und bleiben somit unversehrt. Ziel muss jedoch sein, die Parodontose vor dem Eingriff bestmöglich zu behandeln. Auch im Anschluss an die Implantation sind eine gute Mundhygiene und regelmässige Nachsorge essenziell für den dauerhaften Behandlungserfolg.

Wenn Sie noch Fragen zu der Videokonferenz oder Ihrer Zahnbehandlung in Ungarn haben, kontaktieren Sie uns bitte über das Kontaktformular.

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